Kanutour 2019

Auch in diesem Jahr gab es für zehn Teilnehmende der Jugendwerkstatt wieder die Möglichkeit an einer zweiwöchigen Kanutour durch Frankreich teilzunehmen. Eine unserer Auszubildenden hat einen Bericht darüber verfasst: Unsere Kanutour nach Frankreich begann am Morgen des 28.8.19 um 7:30 Uhr. Zuerst sind wir nach Freiburg gefahren zum Campingplatz Möslepark/Waldseestraße am Titisee.

Unsere Gruppe setzte sich aus 10 jungen Menschen zusammen, zwei weibliche und acht männliche, die in der Jugendwerkstatt eine außerbetriebliche Ausbildung zum Tischler/ zur Tischlerin absolvieren oder an einem berufsvorbereitenden Programm teilnehmen. Die Gruppe wurde durch einen Ausbilder und eine Pädagogin aus der Berufsvorbereitung begleitet.

Am folgenden Tag ging es um ca. 9:00 Uhr los Richtung Frankreich. Nach ca. 7 Stunden Fahrt nach Moulins sind wir um ca. 16:00 Uhr im Kloster Maison Saint-Paul angekommen, um dort zwei Tage zu übernachten. Früh aufstehen, hieß es am nächsten Tag. Dann noch schnell frühstücken und ab zum Treffen mit dem ehemaligen stellvertretenden Bürgermeister von Moulins, Stefan Lunte. Zuerst stellten wir uns reihum vor.  Darauf folgend gingen wir ins Kellergewölbe der Druckerei. Er erzählte uns, dass der ganze Keller vollgeschüttet von Erde und Lehm war, beim Entfernen entdeckten sie ein paar Münzen und alte Zeitungen. Wir machten eine kleine Kaffeepause vor dem Rathaus. Darauf gingen wir in das Rathaus und trafen dort einen anderen stellvertretenden Bürgermeister der Stadt Moulins und den ersten Schriftführer. Diese erzählten uns, was ein Bürgermeister für Pflichten hat und etwas über die Stadt Moulins. Zum Abschluss machten wir noch ein Foto mit den drei Herren.

Wir sind danach in ein kleines, aber feines Café gegangen, wo wir mit einem Tischler verabredet waren. Der Tischler erzählte uns von den Französischen Wandergesellen (Les Compagnons du Devoir, eine französische Handwerksorganisation). Die Gemeinschaft bildet pro Jahr zehntausend Berufseinsteiger in folgenden Handwerksberufen aus: Steinmetz, Zimmerei, Dachdeckerei, Schlosserei, Schmiede, Tischlerei, Malerei und Lackierer, Elektriker, Schuhmacher, Hufschmied, Gärtner, Bäcker usw.  Ausschließlich Handwerker der Compagnons du Devoir dürfen in Frankreich kulturhistorische Gebäude wie die Notre Dame und den Eiffelturm oder das Schloss Versailles restaurieren. Einige Mitglieder der Compagnons du Devoir  erhalten jährlich die Auszeichnung der  Meilleur Ouvrier de France (Bester Handwerker Frankreichs).

Zu dem Treffen kam eine Frau, die für  PiJ (Point information Jeunesse) arbeitet. Diese unterstützen junge Menschen aus aller Welt bei der Arbeits- und Wohnungssuche. Auch wer nur Lust auf ein Gespräch oder einen Kaffee hat ist immer herzlich willkommen bei PiJ. Sie zeigte uns dann wo sie arbeitet und führte uns im PiJ in ihren Räumlichkeiten herum. Zum Abschluss machten wir noch ein Gruppenfoto vor dem PiJ für Facebook.

Danach haben wir mit Herrn Lunte noch eine Kirche besichtigt. Darauf sind wir zur  Mission Locale gegangen, das ist ein Bildungsträger. Wir stellten uns vor und erzählten, was die Jugendwerkstatt ist und was wir so da machen. Sie erzählten uns von dem Programms „La Garantie Jeunes“ (das ähnlich ist wie QuB oder BVB), welchen Beruf sie lernen wollen und was sie für das Praktikum bekommen (ca. 400 €). Sie müssen eine bestimmte Anzahl von Bewerbungen schreiben und Lebensläufe. Wenn sie das während des Programms nicht machen, bekommen sie Kürzungen bis zum Rausschmiss. Der Tag endete um 16:00 Uhr mit der Verabschiedung von Herrn Lunte.

Am Abend sind wir fast alle noch mal in die Stadt gegangen, weil in der Stadt Moulins  „Moulins entre en Scéne“ war, das ist ein Lichterspiel, wo mit Projektoren Gebäude angestrahlt werden, z.B. das Rathaus, die Kirche und das Centre national du costume de scéne  (dort werden aus aller Welt Kostüme repariert und ausgestellt).  Jedes Gebäude erzählt seine eigene Geschichte.

Am folgenden Tag, Samstag, den 31. August ging das Kanu-Gepaddel los - jeden Tag rund 8 Stunden. Es ging in Moulins los (auf dem Allier), 5 Tage und 4 Nächte (3 Nächte am Allier und 1 Nacht an der Loire). Während der Kanufahrt wurden das Equipment und die Verpflegung in den Kanus mitgeführt. Die Strecke hatte eine Länge von ca. 90 km. Jedes Kanu wurde mit Zweier-Teams besetzt. Wenn es Zeit wurde, wurde ein Platz zum Campen gesucht. Dann hat jeder sein Zelt aufgebaut und die Kochstelle, wo wir kochten und am nächsten Morgen frühstückten. Jeden Abend haben wir gemeinsam gekocht, in kleinen Gruppen, jedes Mal etwas Anderes. Neben den Klassikern Spaghetti mit Tomatensoße oder Reis mit Gemüse gab es auch typische Gerichte aus den Heimatländern der Mitreisenden. Andere haben Feuerholz für das Lagerfeuer gesammelt und das Lagerfeuer angemacht. Jeden Morgen haben wir erst mal gefrühstückt, danach die Zelte wieder abgebaut und die Kanus beladen und weiter ging es auf dem Fluss.

Am Montag, 2.September, kamen wir am Dorf  Le Veurdre an, wo wir Kleinigkeiten einkaufen wollten, wie z.B. Brot, aber der Laden hatte zu, so hieß es weiter paddeln. Öffnugnzeiten: Dienstag bis Samstag 8.00 Uhr bis 12:30 Uhr 15:30 Uhr bis 19:00 und sonntags 8:30 Uhr bis 12:00 Uhr

Das schönste Dorf Frankreichs erreichten wir am nächsten Tag: Apremont-Sur-Allier. Aufenthalt war eine Stunde. Manche haben sich das Dorf angesehen, z.B. den Japanische Garten mit dem kleinen Wasserfall und der kleinen Brücke. Nach dem Dorf kam ein Schiffswehr (Schleuse), wo wir unsere Kanus ausladen und drüber tragen mussten. Das nächste Hindernis war die Fischtreppe, da mussten wir die Kanus an den Seilen in der starken Strömung fahren lassen, wir konnten nicht im Kanu bleiben, da es zu riskant war. Wir teilten uns im Wasser auf und ließen die Kanus nach und nach die starke Strömung entlang fahren. Nach der Fischtreppe mündet der Allier in die Loire.

Am 4.9.19, mit der Ankunft in La Charité-sur-Loire,  kam auch das letzte Hindernis, eine starke Strömung, wo wir durch gefahren sind. Man musste gerade rein fahren, sonst wären wir gekentert. Alle haben es hinbekommen. Dann sind wir  zum Campingplatz „La Saulaie“ für 3 Tage und 2 Nächte, wieder die Zelte aufbauen und die Kochstelle.

Die Mittelalterburg „Guédelon“ besichtigten wir am nächsten Morgen. Diese wird seit 1997 in einem abgelegenen Wald in der Bauweise des 13.Jahrhunderts errichtet, 2025 soll sie vollendet sein. Dort wird alles noch handwerklich angefertigt, ohne Maschinen. Man sieht wie die Tischler früher gearbeitet haben, oder auch wie die Steinmetze jeden Stein per Hand aus dem Felsen schlugen und per Hand ausgearbeitet haben.

Am darauf folgenden Freitag machten wir uns auf den Weg zum Campingplatz (Camping des Gorges) nach Saint-Martin-d‘Árdéche,  das hieß wieder die Zelte aufbauen. Am Samstag gingen ein paar von uns wandern, andere blieben im Camp und ruhten sich mit langem Schlafen oder am Pool aus. Am Sonntag, den 8.September, fuhren wir die d'Árdéche mit kurvigem Verlauf, zahlreichen Stromschnellen und Felswänden, 32 km Strom abwärts entlang. Ein paar von uns hat sie zum Kentern gebracht. Die Fahrt ging gegen 9:00 Uhr morgens los und gegen 17 Uhr kamen wir wieder im Camp an. Gutes Teamwork und gegenseitiges Vertrauen sind schon notwendig. Am nächsten Tag sind wir alle in die  „Grotte de La Madeleine“  gefahren, die Grotte ist 65 m tief. Die Grotte hat ein kleines Museum, wo man den Verlauf der d'Árdéche sehen kann.

Am 10.9.19 packten wir alles zusammen, die Zelte wurden abgebaut, dann alles in die Busse verladen und los nach Deutschland. Auf Wiedersehen d'Árdéche, auf Wiedersehen Frankreich. Bis nach Freiburg hatten wir eine lange Fahrt vor uns, mit ein paar Pausen, bis zum Ziel Campingplatz Möslepark/Waldseestraße. Am Abend aßen wir noch mal alle gemeinsam und ließen die Fahrt ausklingen. Wir redeten darüber, was uns so an dieser Fahrt gefallen hat und welche Erfahrungen wir für uns mitgenommen haben. Einige gingen früher schlafen, denn es hieß ja am nächsten Tag früh aufstehen. Am nächsten Morgen hieß es dann zum letzten Mal die Zelte abbauen und Bus fahren. Gegen 17 Uhr kamen wir wieder in Gießen an. Dann haben wir die Busse ausgeladen, erst mal alles in den Maschinenraum geräumt, bis zum nächsten Tag, wo wir alles ordentlich aus dem Weg geräumt haben. Dann sind alle nach Hause gefahren, so endete die Kanufahrt nach 15 Tagen.      

Was man für sich selbst mitnimmt durch die Fahrt
Während der Fahrt lernt man zusammen im Team zu arbeiten, sonst würde es gar nicht gehen. Als welche gekentert sind, musste man helfen, die Sachen abzufangen im Wasser, sonst wären sie weg gewesen. Da hilft das gemeinsame Kochen und am Abend zusammen am Lagerfeuer sitzen. Und nicht zuletzt durch Spaß und geteilte Freizeit, da entwickelten sich schnell gegenseitiges Verständnis und ein guter Zusammenhalt.

Natürlich kommt man mal an seine Grenzen, man ist müde vom anstrengenden Tag oder ist genervt wegen etwas oder jemandem. Wenn man viel im Kopf mit sich rumschleppt, kann die Fahrt auch sehr helfen. Das ist eine gute Ablenkung. Die Landschaft ist wunderschön und einfach mal aus dem Alltag raus und an nichts denken, was einem den Kopf zerbricht. Und man lernt noch was dazu, dieses Mal, was ein Tischler in Frankreich alles lernen muss und was er tut.

Man sollte den anderen immer Respekt zeigen. Aber es ist auch etwas verständlich, dass man nach zwei Wochen mal einen kleinen Lagerkoller bekommt. Da kann man sich schon mal im Ton vergreifen. Geduld braucht man, wenn man auf die anderen warten muss, wenn andere zu weit voraus fahren oder wenn andere lange schlafen und es dann etwas länger dauert, bis sie zusammen gepackt und noch was gefrühstückt haben, kann das schon mal nerven.

Nach ein paar Tagen können auch mal die Kräfte nach lassen vom Paddeln, dann muss man schon Durchhaltevermögen zeigen. Aber aus meiner Sicht ist es immer ein Erlebnis die Fahrt mit zu machen.

Ich nehme dieses Mal mit, nicht immer so nachtragend zu sein, wenn andere Fehler machen, wenn es nicht so gemeint war, wie es rüber kam, und zu vergeben. Dann kann es eine schöne Tour sein und macht einfach viel mehr Spaß.

 
Mit freundlichen Grüßen
Angeliqué-Moniqué Bauer