Vikare der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau besuchen ROVEMA und die Jugendwerkstatt Gießen

Früh morgens machten sich fünf junge Vikarinnen und Vikare von Mainz mit dem Zug auf den Weg nach Gießen, um vormittags die Firma ROVEMA und anschließend die Jugendwerkstatt Gießen zu besuchen.

Eine Woche waren die angehenden Pfarrer/innen im Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der EKHN in Mainz, um sich mit gesellschaftspolitischen Themen zu beschäftigen.

Wer verstehen will, wie sich unsere Arbeitsgesellschaft verändert, wie Menschen täglich ihr Brot verdienen, was sie bewegt und wo die „Reise“ hingeht, der sollte sich die Betriebsrealität von innen anschauen und mit den Menschen vor Ort ins Gespräch kommen. Die Teilnehmer/innen des Betriebsbesuches bei ROVEMA waren überrascht, wie hell und sauber es in der Produktionshalle war, und dass dort z.B. kein Fließband zu sehen war.

ROVEMA stellt Verpackungsmaschinen für die Industrie her. Es handelt sich dabei um Sondermaschinen. „Denn Verpackungsmaschinen von der Stange gibt es bei ROVEMA nicht“, so Frau Roggenbuck, Marketingleiterin des weltweit operierenden Unternehmens mit insgesamt 580 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Jedes Produkt, ob Kekse, Nudeln, Chips oder Waschpulver verlangt eine speziell auf dieses Produkt zugeschnittene Verpackungsmaschine. Zur Verpackung von Keksen beispielsweise muss eine Maschine so funktionieren, dass am Ende keine Brösel in der Tüte landen.

Alle Konstruktionsleistungen werden von den Ingenieuren in Gießen konzipiert, in der Werkshalle gebaut und mit dem jeweiligen Originalprodukt getestet.  Ein Team von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ist für eine Maschine verantwortlich; von der Mechanik über die Elektronik bis hin zur Softwaresteuerung. Dafür braucht die Firma gut ausgebildete Fachkräfte, die sie selbst ausbildet.

Die Firma ROVEMA versucht, selbst in der Produktion auf die Arbeitszeitwünsche ihrer Mitarbeiterinnen  und Mitarbeiter einzugehen. „Dass Gleitzeit im Verwaltungsbereich möglich ist“, so Roggenbuck, „ist bei vielen Unternehmen selbstverständlich, aber in der Produktion ist Gleitzeit immer noch die große Ausnahme“. Deswegen sei man bei ROVEMA auch besonders stolz darauf, dass dieses Arbeitszeitmodell auch in der Produktion so erfolgreich sei.

In der Jugendwerkstatt

Viel Handwerk und Handarbeit in ganz unterschiedlichen Werkstätten und Abteilungen bekamen die Vikare in der Jugendwerkstatt Gießen zu sehen. Die Jugendwerkstatt ist ein gemeinnütziger Beschäftigungs-und Qualifizierungsträger, der versucht, jungen Menschen, die zunächst keine Chance auf eine reguläre Ausbildungsstelle haben, mit seinen besonderen Programmen und mit zusätzlicher sozialpädagogischer Begleitung und Förderunterreicht den Anschluss an den ersten Arbeitsmarkt zu ebnen. Dazu unterhält die Jugendwerkstatt,  getragen von der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau und der Diakonie Hessen, sehr unterschiedliche Werkstätten und Abteilungen. Mit viel Engagement und tollen Ideen lernen die jungen Menschen, wie man z.B. in der Holzwerkstatt hobelt und sägt oder in der Metallwerkstatt an der Dreh- und an der Fräsmaschine Flaschenöffner für den Weihnachtsbasar herstellt.

„Solidarität und Nächstenliebe sind die Wurzeln unserer Arbeit. Unsere Einbindung in die Kirche basiert auf dem elementaren Verständnis „Kirche für andere“ zu sein. Deshalb sind wir für alle offen. Nicht Glaube, Herkunft, Geschlecht oder andere Merkmale entscheiden darüber, wer die Jugendwerkstatt in Anspruch nehmen kann, sondern der Bedarf an Unterstützung“, so Pfarrerin Anette Bill, die seit 2015 in der Jugendwerkstatt arbeitet.

Und so bietet  die Jugendwerksatt darüber hinaus seit kurzem auch für Asylbewerber/innen die Möglichkeit, an einer dreimonatigen Probierwerkstatt die Arbeit in den Werkstätten kennenzulernen und begleitend im Unterricht Deutsch zu lernen.

Heike Miehe , Zentrum Gesellschaftliche Verantwortung der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau, Mainz