Solidarität
Solidarität hat viele Facetten, das zeigte der Abend des 07.05.2025 in unserem Kaufhaus. Dr. Melanie Hartmann, Leitung Abteilung Existenzsicherung, Armutspolitik u. Gemeinwesendiakonie bei der Diakonie Hessen, näherte sich dem Thema anfangs aus verschiedenen Richtungen theoretisch an. Dr. Gabriel Brand, Pfarrer für Gesellschaftliche Verantwortung in Gießen, kam im Anschluss mit verschiedenen Einrichtungen und Organisationen aus Gießen, aber auch international, zum Thema ins Gespräch. Alle saßen, gemeinsam mit einigen Gäste, die dem Geschehen auf den Secondhandmöbeln sitzend lauschten, in lockerer Atmosphäre zusammen und kamen zum Thema in den Austausch.
Lutz Perkitny vom Nordstadtzentrum berichtete von gelebter Solidarität im Quartier, die über die Alters- und Nationalitätsgrenzen hinausgeht. Eindrücklich schilderten Christos Giovanakis und Emil Kessler dazu Erfahrungen aus ihrem Projekt Selbstverteidigungskurs für Senior*innen“. Annke Rinn vom Quartiersmanagement Gießen West schloss sich an und betonte die Wichtigkeit des Zusammenkommens, zum Beispiel bei verschiedenen Festen und Feierlichkeiten. Die Einigkeit über ein verbindendes Thema, wie der Mangel an Betreuungsplätzen, schaffe Solidarität unter den Quartiersbewohner*innen.
Eine andere Perspektive auf Solidarität nahm Alexandra Böckel, Leitung des Freiwilligenzentrum für Stadt und Landkreis Gießen e.V., ein. Sie betonte, dass das ehrenamtliche Engagement beiden Seiten der eingegangenen Beziehung nütze und gegenseitige Verbundenheit erfahrbar mache. Oft seien Menschen in einem Projekt Hilfsnehmer*innen und würden anderswo ihre Unterstützung anbieten. Mirjam Aasman, Geschäftsführerin der Jugendwerkstatt Gießen gGmbH, stellte dar, dass die Verbesserung von Teilhabechancen einzelner auf dem Arbeitsmarkt, wie es die Einrichtung es anstrebt, zu einer Stärkung der solidarischen Gesellschaft insgesamt führe.
Über gescheiterte Solidarität im Privaten, kam Dr. Gabriel Brand mit Christiane Salzmann, Geschäftsführerin von Oase – Hilfen für Frauen in sozialen Notlagen/Mission Leben gGmbH, ins Gespräch. „Es gibt ein Recht auf Hilfe“ betonte sie und stellte die Wichtigkeit der professionalisierten Solidarität in Institutionen heraus. Dabei macht sie klar, dass diese durch Fachkompetenz und Abgrenzung andere Möglichkeiten eröffnet als die private Hilfe.
Dr. Ulrich Müller, Senior Adviser bei Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH, stellt das Thema in internationalen Zusammenhang. Eine eurozentristische Perspektive auf die Welt(gemeinschaft) sei unangebracht und überholt. Alle können von allen lernen und profitieren. Er rief zur Demut und der Offenheit für andere Kulturen und Blickwinkel auf.
